Sonnenhof - der Name ist Programm

Schon bei Übernahme des Anwesens, einer ehemaligen Gärtnerei achtete Norbert Theis auf umweltfreundliche Technologien bei dem Betreiben der Reitanlage; so wurden Regenrückhaltungsbecken zur Bewässerung der Reitanlagen und für das Brauchwasser angelegt. Die auf dem Hof entstehenden Abwässer werden in einer Schilfkläranlage gereinigt.
Der Betrieb wuchs, der kleine Privatstall entwickelte sich zu einer Pferdepension mit mehr als 40 Pferden, angeschlossenem Reit- und Fahrschulbetrieb, sowie einer kleinen Gastronomie. Neue Wirtschaftsgebäude wurden notwendig.

Blick vom Weinberg  Sonnenhof

Die Anzahl der Sonnenstunden in Rheinhessen und die großen Dachflächen in exponierter Lage legten die Entscheidung nahe, die freien Dachflächen mit Photovoltaikanlagen zu bestücken. Am 23.12.2011 ging der erste Abschnitt der Photovoltaikanlage ans Netz. Insgesamt wird die Anlage 140kWp liefern. Damit wird die Pferdepension Sonnenhof in der Lage sein, ihren Energiebedarf der Wirtschaftsgebäude zu decken und in einem ausreichenden Ausmaß die Überschüsse einzuspeisen.

Stall oben  Box oben  Paddock oben

Der zweite Ansatz den Pferdebetrieb energetisch autark zu betreiben ist die Verwertung der im Betrieb entstehenden Biomasse. Wie viele große bis mittlere Pferdehaltungsbetriebe stehen auch wir vor der Herausforderung, den entstehenden Mist ordnungsgemäß zu entsorgen. Vielen ist es nicht möglich, die anfallenden Mengen auf eigenen Flächen auszubringen. Längere Zwischenlagerungsphasen sind die Folge. Auf der Suche nach anderen Lösungswegen der sinnvollen Nutzung der entstehenden Biomasse stießen wir auf die Möglichkeit der thermischen Verwertung der Biomasse. Biogas bzw. Verbrennung. Die Zusammensetzung des Pferdemists erweist sich im Gegensatz zu Rinderdung als ungeeignet für die Vergärung. Verbrennung ist möglich. Versuche zeigten aber, dass Pferdemist in feuchtem Zustand nur in Großanlagen zur Verbrennung geeignet ist und auch dort aufgrund des hohen Feuchtigkeitsgehaltes nur einen geringen Brennwert pro Tonne eingesetztem Material aufweist. Weitere Recherchen führten zur Pelletierung des Pferdemistes. Dabei wird der feuchte Mist (Feuchtigkeitsgrad ca 65 %) zunächst thermisch getrocknet, dabei auch sterilisiert und anschließend gepresst. Der Energieaufwand für die Trocknung ist den Datenblättern der Trocknungsanlagen folgend sehr hoch, so dass es ohne eigene Produktion unwirtschaftlich wäre diese große Menge an Material zu trocknen. Lösungsansätze wären wie in unserem Fall den Strom und die Pellets zum Trocknen selbst zu erzeugen. Somit wäre der Hinderungsgrund der hohen und teuren externen Energiekosten beseitigt.

Stall oben  Box oben 

Die von uns ausgewählten Trocknungsöfen können mit Pellets gefeuert werden. Die Menge der auf dem Hof enstehenden Biomasse ist groß genug um auch den Trocknungsofen wirtschaftlich zu betreiben und ausreichend Überschüsse zu erwirtschaften. Der Strombedarf für die Steuerung der Anlage wird über die bereits installierten Solarmodule erzeugt, so dass die Anlage autark ohne Zukauf von Fremdenergie betrieben werden kann. Die Abwärme der Trocknungsabluft soll zur weiteren Stromerzeugung oder zur Heizung nebenliegender Gebäude verwendet werden.

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Die entstehenden Pellets können vielfältig genutzt werden. Zum einen als Einstreu, zum anderen können sie thermisch verwertet werden. Die erzeugten Pferdemistpellets haben einem Gutachten (ofi) nach ähnliche Brennwerte wie reine Holzpellets. Damit kann mit etwa gleichem Mengenbedarf gerechnet werden. Unter der Voraussetzung der Klassifizierung der Pferdemist-Pellets als offizieller zugelassener Brennstoff ergäbe sich ein Potential eines alternativen Brennstoffes, der in der Lage wäre, eine mittlere Großstadt zu versorgen. Bei 3,8 t Trockenmasse pro Pferd und Jahr und einer Anzahl von 143.540 Pferden (Quelle FN: registrierte Pferde 2010) ergibt sich eine Menge ungenutzter Biomasse von 545.452 t/Jahr. Daraus ergibt sich ein Potential zur Versorgung von ca 110 000 Einfamilienhäusern (bei geschätzten 5 t Pellets/ Jahr) was einem Equivalent von 220.000.000 Liter Heizöl (2000 l Heizöl / Haushalt und Jahr) entspricht. Nicht berücksicht ist dabei die Anzahl nicht registrierter Pferde.

Seit etwa Spätsommer 2011 stehen wir mit den Umwelt- und Wirtschaftsministerien in Verbindung um für die Pferdemistpellets eine Brennstoff-Klassifizierung zu erhalten. Über Neuigkeiten zum Verfahren werden wir umgehend informieren.